Das größte Geheimnis des Feng Shui

The Biggest Secret

Wie wir die Gesetzmäßigkeiten des Lebens für unser Wohlgefühl und Glück auf einfache Weise nutzen können.

„Die 10 wichtigsten Feng Shui Tipps fürs Schlafzimmer / Büro / Wohnzimmer“.

So oder so ähnlich lautet oft der Titel unzähliger Blog-Einträge im Internet, häufig mit einer schönen farbigen Grafik versehen und einem Tipp wo das Bett, der Schreibtisch usw. am Besten steht. Diese Artikel wecken unsere Aufmerksamkeit für das Thema und geben uns die Möglichkeit Feng Shui „auszuprobieren“. Oft kann man mit einfachen Mitteln auch schon beachtliche Verbesserungen herbei führen. Leider bleibt dabei aber das volle Potential, das Feng Shui eigentlich bietet, ungenutzt.
Feng Shui ist Teil der „Fünf traditionellen Wissenschaften“ der chinesischen Kultur:

1. Yang Shen - Die „Lebenspflegenden Techniken“ (z.B.: Qi Gong).
2. Yi - Die „Chinesische Medizin“ (Akupunktur, Tuina, Moxibustion, Phytotherapie).
3. Xiang - Die Umgebungsanalyse: Feng Shui und Gesichtslesen.
4. Bu - „Vorhersage“. Analysetechniken zur Bestimmung des weiteren Verlauf einer Handlungskette.
5. Ming - „Leben“. Die individuelle Potentialanalyse eines Klienten, deren Ergebnisse in Bezug auf Verhalten, Berufswahl aber auch zur Raumgestaltung umgesetzt werden.

All diesen Techniken liegt die sogenannte daoistische „Innere Tradition“ zu Grunde, die über Jahrhunderte durch Beobachtungen von inneren (Körper und Gefühle) wie äußeren Prozessen (Natur und Behausung) kompiliert wurde. Diese „Innere Tradition“ erkennt universelle energetische Gesetzmäßigkeiten, die zu einem sich ständig fortschreitenden Manifestationsprozess führen. Dies ist im „Qi“-Begriff zusammengefasst: dabei gelten erstaunlicher Weise die gleichen Grundprinzipien, ob wir die Funktionsweise eines Staats oder des Körpers beschreiben, ob es um spirituelle Praktiken oder die Einrichtung eines Raumes geht.

Das Ergebnis ist eine Art „Theory of Everything“, eine Wissenschaft des „Lebendigen“ die vor allem die ständig verändernden Prozesse, in denen sich alles und jeder befindet, in den Mittelpunkt stellt. Dieser Ansatz drückt sich bereits in einem der ältesten Texte des chinesischen Kulturraums aus: dem „Buch der Wandlungen“ das traditionell dem 3. Jahrtausend v. Chr. zugeordnet wird. (chinesisch: I Ging, Pin Yin: Yi Jing).

Das Einmalige an diesem Ansatz ist: Mensch, Zeit und Raum im ständigen Austausch zu begreifen und zu beschreiben. Feng Shui ist dabei nur die Projektion dieses Wissens auf unser räumliches Umfeld. Ein Feng Shui Berater ist also nicht einfach nur ein „Inneneinrichter“ sondern arbeitet gleichzeitig als Persönlichkeits-Coach, Strategieberater, Geomant und auf der „Qi“ (energetischen) Ebene. Es ist eine Tätigkeit mit einer sehr hohen Verantwortung und einem hohen Berufsethos. Nicht umsonst vergleicht Mantak Chia die Komplexität des Feng Shui mit Raumfahrttechnik.

So kehren sich viele, wohl gemeinte „Feng Shui Tipps“ bei genauerem Hinsehen in ihr Gegenteil um. Obwohl zum Beispiel von der Farbe Rot im Schlafzimmer generell abgeraten wird, kann dies für einen Menschen, der gerade etwas „Feuer“ in seinem aktuellen Lebensabschnitt braucht, sehr zuträglich sein. Ein kompetenter Berater wird vor jeder Empfehlung eine Diagnose des Kunden stellen. Dabei ermittelt er sowohl durch Wahrnehmung als auch durch Berechnung die Bedürfnisse des Kunden und das Potential des Raumes. Das Ergebnis sind für den Kunden umsetzbare Empfehlungen denn: eine komplett neue Inneneinrichtung will auch erst einmal bezahlt werden. Wenn ein Experte am Werk ist, reichen oft einfache Veränderungen im Raum wie das Umstellen eines Schreibtisches, oder ein bisschen Farbe an der Wand manchmal schon Wunder.

Warum ist das so? In der daoistischen „inneren Tradition“ gehen wir davon aus, dass die Hun-Seele, (die „Hauch-Seele“, die in der Leber wohnt) mit dem öffnen unserer Augen unser Shen in den Raum projiziert und die Welt um uns herum erzeugt. Das Selbe hören wir auch aus der Quanten Physik: auf subatomarer Ebene kreieren wir mit jedem Augenblick die Welt um uns herum. Unser Körper reagiert in der Regel sehr schnell auf Ungleichgewichte im Qi-Feld und erzeugt Wahrnehmungen und Gefühle die uns in die eigene Mitte zurückführen sollen.

Ein vergleichbarer Vorgang findet statt, wenn wir eine Wohnung beziehen und einrichten. Wir manifestieren bewusst oder unbewusst unseren aktuellen Zustand im Raum. Da wir als Menschen selbst hochdynamische Systeme sind, kann es sein, dass wir uns bereits nach kurzer Zeit in einem vollkommen anderen „Qi“-Zustand befinden. Es entsteht eine Dis­kon­ti­nu­i­tät zwischen dem Qi, das wir im Raum manifestiert haben und dem Qi unseres Bewusstsein. Das beste Beispiel dafür ist, wenn wir nach einer längeren „Single-Phase“ wieder eine feste Beziehung suchen und uns wundern, dass jeder potentielle Partner sich von uns abwendet, sobald er ein paar Mal in unserer Wohnung war. In so einem Fall kann es sein, dass das Qi-Feld, das wir hier über Jahre manifestiert haben, so stark ist, dass es ein klares Zeichen an unseren Besucher sendet: „Ich will alleine sein!“. Ein weiteres Beispiel für so ein Qi-Feld ist die Matratze, auf der wir nach der Trennung von einem langjährigen Partner einfach nicht mehr schlafen können oder wollen. Feng Shui liefert an dieser Stelle eine Methode diese Interaktion zwischen Mensch und Raum zu beschreiben und empfiehlt gezielte Maßnahmen, um das Qi-Feld des Raumes so anzupassen, dass es den Menschen, der sich hier aufhält unterstützt.

Es geht also um sehr viel mehr als ein paar Einrichtungstipps von einer Grafik bei Pinterest abzulesen. Feng Shui bedeutet den Prozess zu erkennen in dem sich eine Person gerade befindet. Um zu verstehen wie Feng Shui dabei vorgeht nehmen wir als Beispiel einmal meine Freundin Katja, die gerne Selfies von sich auf Instagram postet. Ich sehe ihr Bild und sage: „Das ist Katja!“. Doch nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt, denn dieses Bild hat nur eine Belichtungszeit von einer 1/250 Sekunde! Es hält den Zustand des dynamischen Systems das ich“Katja“ nenne, zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt fest. Trotzdem können wir dieser Momentaufnahme vielfältige Informationen abgewinnen, wenn wir über entsprechendes Fachwissen verfügen.

Im Daoismus verwenden wir an dieser Stelle die Methode der „San Cai“ - der „Drei Wirkkräften“: Himmel (天 Tian), Erde (地 Di) und Mensch (人 Ren). Auf diese Art und Weise können wir dieser Momentaufnahme zum Beispiel Informationen über Vergangenheit und Zukunft gewinnen.

Erde (地 Di) - manifestiertes Qi:
Was vor dem Zeitpunkt der Aufnahme passiert ist, warum Katja so gute Laune hat - das können wir aus ihrem Bildkommentar entnehmen: sie freut sich über die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings.

Himmel (天 Tian) - wohin bewegt sich das Potential des Situation?
Im Hintergrund des Bildes sehen wir einen Wagen der in beängstigender gerader Linie auf Katja zufährt und sorgen uns ob der Fahrer des Wagens sie überhaupt sieht und ob er ihr im nächsten Moment die Vorfahrt nimmt.

Mensch (人 Ren) - wer erlebt dies alles: Katja hat viele kleine Falten um die Augen herum, was verrät, dass sie gerne lacht und damit ein eher fröhliches Gemüt ist. Logisch: sie hat in der Vergangenheit viel gelacht, sonst hätte sie nicht so viele Lachfalten.

Bringen wir die Informationen dieser Momentaufnahme zusammen so entsteht folgende Prognose: Katja hat gerade gute Laune, ein Wagen könnte ihr in naher Zukunft die Vorfahrt nehmen, was dazu führen wird, das Katja sich aufregt, aber auch schnell wieder beruhigen wird, da ja nichts passiert ist.
Dieses Beispiel illustriert sehr schön, wie Feng Shui funktioniert. Indem wir die Kräfte die in einer aktuellen Situation wirken erkennen, verstehen wir, wie sie sich weiter entwickeln könnte und welche Störungen sich in der Zukunft daraus ergeben könnten. Indem wir möglichst früh auf diese Kräfte reagieren, kann sich die Situation in eine für uns günstige Situation entwicklen .

In einer realen Feng Shui Beratung ist die Analyse natürlich etwa umfassender.

Die Erde (地 Di) steht dabei für unsere physisch messbare Umgebung. Dazu gehört der Kontinent, Topografie, Mikroklima, das Land, die Stadt, Geopathologische Faktoren („Wasserader“), Elektrosmog, Baubiologie bis hin zur Wirkung des Grundrisses in dem wir leben. Aber auch das grobstofflich manifestierte Erd-Qi enthält noch ein „feinstoffliches Erd-Qi“: ein bestimmter Einrichtungsstil, Ergonomie, und die Wirkung von Raumfarbe. Im westlichen Kontext reden wir oft von der „Atmosphäre“ eines Raum, die immer individuell empfunden wird.

Der Himmel (天 Tian) steht für die Einbindung von „feinstofflichem Qi“, dies ist der magische Teil des Feng Shui und damit natürlich in jeder Feng Shui Beratung von persönlichem Interesse - denn wer möchte nicht ein extra Stück Kuchen auf dem Teller haben - eine zusätzliche „Zuteilung des Himmels“. Darunter stellt sich der Daoist einen Energiezustand vor, der kurz davor ist sich zu manifestieren, ähnlich wie eine Gewitterwolke die kurz davor steht abzuregnen. Mittels unterschiedlicher Techniken wie Ausrichtung eines Gebäudes, Wahl eines günstigen Baudatums etc. werden möglichst viele positive Faktoren dazu gebracht, in einem Gebäude zu kondensieren um so einen „strategischen Vorteil“ zu erreichen. In China gehörte dazu übrigens auch die Wahl eines geeigneten Grabplatz für die Vorfahren, da man eine Art „genetische Verbindung“ zu den Vorfahren wahrnahm, die man für das Glück der Familie nutzen konnte.

Die „Menschen-Ebene“ (大 Ren) steht für unser individuelles Handeln und die Fähigkeit Glück und Unglück in unserem Leben selbst herbeizuführen. Oft denkt man dabei unwillkürlich an psychotherapeutische Verfahren, wobei diese der chinesischen Kultur im westlichen Sinne unbekannt waren. Gleichwohl kennen wir Konzepte der „Shen-Heilung“, der Heilung durch Bewusstseins oder der Technik der „Heilung durch Reden“, die auf zumindest der Psychotherapie verwandte Techniken hinweist. Auffallend ist, dass „Ming Li“ die „Lebens-Wissenschaften“ („chinesische Coaching-Techniken der Kaiserzeit“) wie zum Beispiel „Bazi Suanming“ („Chinesische Psycho- und Biorythmie“) ursprünglich auffallend wenig fatalistisch und vollständig Ressourcen-orientiert vorgehen. An Stelle des westlichen „Da hin gehen wo es weh tut“ findet man hier eine Vorgehensweise, die nach persönlichen Stärken sucht und diese für eine glückliche und erfolgreiche Lebensgestaltung nutzen will. Die Analyse des „Bazi Suanming“ verwendet als Schnittstelle zum Feng Shui die „Fünf Elemente“. So ist es ohne weiteres möglich persönliche Defizite auch über die Wahl des richtigen Raumes und dessen Gestaltung auszugleichen. Es sollte also klar sein, dass eine individuelle und vollständige Feng Shui Beratung zwingend die persönliche Ebene des Klienten einbeziehen muss.

Was uns zurück zu unserem Titel bringt. Was ist „Das größte Geheimnis des Feng Shui“? Es ist die Tatsache, dass unser Geist funktioniert wie eine sich selbst ins Ziel lenkende Rakete. Was auch immer in unserem Leben passiert: es ist letztendlich nur unser eigener Geist, der versucht ein Gleichgewicht wieder herzustellen, das uns aus irgendeinem Grunde abhanden gekommen ist. Was bedeutet das für die Gestaltung unseres räumlichen Umfelds („Feng Shui“)? Nun, dass wir eigentlich nichts weiter tun müssen als in der Wahl und Gestaltung unserer Wohnräume auf unsere Intuition zu hören. Eigentlich wissen wir sehr genau was gut für uns ist. Aber erstaunlicher Weise ist es sehr schwer zwischen unseren Gedanken und unserer Intuition zu unterscheiden. So folgen wir dann doch wieder viel zu oft dem neusten Modetrend oder dem Rat des Innenarchitekten. Was ebenfalls der Grund ist warum wir Feng Shui Beratungen anbieten: um Menschen dabei zu helfen in ihr volles Potential zu kommen und wieder wahrzunehmen was ihnen gut tut.