Die Tempelhofer Freiheit

Feng-Shui Treffen 6.9.2016 - Lesezeit ca. 11 Min.

Warum das ehemalige Flughafengelände Tempelhof nicht bebaut werden sollte...

Tempelhofer Feld Rollbahn.jpg Tempelhofer Feld, Feng Shui Treffen, Feng Shui Center Berlin

Wozu ein 14-tägiges Feng-Shui-Treffen?

Die Begriffe, die nahezu zeitgleich in unserem Kopf entstehen, sobald wir etwas wahrnehmen, sind „leer“ von ihnen inneliegenden Eigenschaften.

Eine Wiese, zum Beispiel, hat keine ihr inneliegende Eigenschaft, die sie zu einer Wiese macht. Weder der Grashalm, noch der Käfer der darauf klettert, würde für sich alleine genommen den Begriff „Wiese“ in uns hervorrufen. Ein Rasenstreifen kann die gleichen Lebens- und Pflanzenformen enthalten wie eine Wiese, trotzdem würden wir dazu nicht „Wiese“ sagen. Der Begriff „Wiese“ ist somit eine Vereinfachung, die lediglich in unserem Kopf entsteht und eine Möglichkeit darstellt, im Alltag funktionsfähig zu bleiben.

Würden wir die Wiese so erleben wie ein kleines Kind, dass noch keine konkreten Vorstellungen oder Konzepte hat, würden wir fasziniert stundenlang die einzelnen Grashalme und all das Leben das hier stattfindet betrachten - und zu spät zur Arbeit kommen.

Die Begriffe und Konzepte die wir in unserem Kopf aufgebaut haben sind also auf der einen Seite eine recht praktische Angelegenheit, auf der anderen Seite grenzen sie unsere Wahrnehmung ein und halten uns davon ab, die Faszination, die von der Welt um uns herum ausgeht, wahrzunehmen.

Es ist für uns aber absolut lebenswichtig, uns regelmäßig mit der Welt um uns herum zu verbinden, um uns mit „Ling Qi“ aufzuladen. So, wie ein Spaziergang im Wald, von dem wir erfrischt zurück kommen.

Sinn und Zweck des Feng Shui Treffens ist es, die Potentiale, die ein Ort in sich trägt zu erspüren.

Jeder Ort hat ein spezifisches Qi-Muster. Was wäre, wenn wir die Potentiale jedes Ortes erkennen, uns damit verbinden und uns damit „aufladen“ könnten?

Was sehr mysteriös klingt, ist tatsächlich sehr einfach. Wir erkennen das „Qi-Muster“ eines Ortes, indem wir in eine möglichst intensive körperliche Wahrnehmung eintreten. Unser Körper ist ein unglaublich präzises „Qi- Messgerät“. Dazu müssen wir nichts neues lernen oder etwas uns fremdes hinzufügen.

Tatsächlich müssen wir lediglich ein paar störende Gewohnheiten loswerden. Zum Beispiel den „griechischen Chor“ in unserem Kopf, der zu jedem Moment nahezu zeitgleich jede Wahrnehmung kommentiert, bewertet und kategorisiert. Um dies zu erreichen verwenden wir einerseits geschickte Mittel, wie zum Beispiel Qi-Gong-Übungen und Meditationen um unsere Wahrnehmungsfähigkeit jenseits von Begriffen und Konzepten zu trainieren.

Andererseits verwenden wir die Fachsprache des Feng-Shui, um diese Erfahrung in der Gruppe zu kommunizieren und vergleichen zu können.

Durch diesen abwechselnd intuitiven und kognitiven Ansatz erweitern wir unsere Wahrnehmungsfähigkeit immer mehr, bis wir die „Qi-Muster“ hinter der „Welt der Begrifflichkeit“ immer klarer wahrnehmen.

In diesem Zustand erkenne wir sehr detailliert, wie eine räumliche Situation auf eine bestimmte Person wirkt und ob diese Wirkung beabsichtigt ist. Das nennen wir dann: „Feng-Shui-Beratung“.

Das Feng Shui Treffen ist eine für jeden offene Plattform um diese Fähigkeiten zu trainieren. Es ist kein Vorwissen nötig. Es gibt kein richtig oder falsch. Jede Wahrnehmung wird für wahr genommen. Je mehr Teilnehmer kommen, desto reicher ist das Erlebnis für alle und desto mehr Möglichkeit zum gegenseitigen Abgleich entsteht.

Das Tempelhofer Feld

Ziel des Feng-Shui-Treffen war es, ohne weitere Aufgaben, Vorgaben oder Regeln einfach in die eigene Wahrnehmung zu kommen. Nachdem alle dar waren und wir uns begrüßt und ausgetauscht hatten gab es einfach nur ein gemeinsames Erleben. Wir trafen uns um 18:30. Nach einer kleinen Einführung liefen wir relativ ziellos umher, um das Tempelhofer Feld zu entdecken.

Die Fläche des Tempelhofer Feldes ist sehr groß (355ha), so dass sich unser Entdeckerdrang relativ schnell erschöpfte. Nach nicht mal einer Stunde lagen wir im Gras und schauten nur noch in den Himmel. Keiner wollte sich mehr bewegen, die Gespräche ebbten ab und bevor wir irgendetwas wussten ging die Sonne unter. Gegen Ende nahmen wir uns ca. 30 Minuten um uns über unsere Erfahrungen auszutauschen. Dann war es schon 21:00 und die Tore der Hauptgänge wurden geschlossen. Die Zeit verging wie im Flug. Nach dem Treffen fühlten wir uns wie „aufgeladen“.

Um unsere Erfahrung zu beschreiben und auszutauschen verwendeten wir die „5 Elemente“.

In einer Großstadt wie Berlin sind wir ständig dazu gezwungen auf unsere Umgebung zu reagieren. Jeder und alles „will etwas von uns“. Wir werden mit mehreren Tausend Werbebotschaften bombardiert. Wir müssen ständig einschätzen wer und was als nächstes auf uns einströmt und wie wir damit umgehen, reagieren.

Der Magen muss dabei ständig Information aufnehmen, die Milz bewerten was zu unserem „Herz-Ton“ passt und was nicht. Die Leber transportiert die verwertbaren Informationen zum oberen Erwärmer, die Galle leitet das Unverwertbare nach Unten weiter.

So ist unser Funktionskreislauf Magen/Milz (Informationsaufnahme und -verwertung) und „Holz“ Leber/Galle (Strategiebildung, Reagieren, im Notfall: Verteidigen) ständig aktiv. Unsere Sicht ist dabei eingeengt, die Häuser stehen nahe bei uns, der Verkehr umbrandet uns. Unser Metall-Element hat die „energetischen Poren“ unserer Haut weitestgehend verschlossen, zu viele fremde Rhythmen prasseln auf uns ein, über 95% der Information wird einfach ausgeblendet. Unser Herz schließt sich ebenfalls.

Tempelhof Rügen.jpeg Tempelhofer Freiheit, Feng Shui Treffen, Feng Shui Center Berlin

Sobald wir das Tempelhofer Feld betreten und den weiten Blick genießen, kann das Auge bis zum Horizont schweifen, es gibt Platz, keine Hektik, keine Werbung, Magen und Milz, die bei Überbeanspruchung gerne Grübelei entstehen lassen, können sich beruhigen, es gibt nur sehr wenig Information zu verarbeiten.

Sogar große Menschenmengen verlaufen sich auf der riesigen Fläche, mitten auf dem Tempelhofer Feld gibt es nichts, was eine spontane Reaktion/Verteidigung oder Handlung erfordert. Das erfreut den Funktionskreislauf Erde/Holz. Leber und Galle, die auch für die Emotionen Ärger und Wut zuständig sind, können sich augenblicklich entspannt. Unsere Lunge atmet tief durch, die Poren unserer „energetischen Haut“ können sich öffnen, das Herz geht auf. So entsteht eine große Ruhe und Leichtigkeit.

Das Tempelhofer Feld ist im Prinzip nichts weiter als ein alter Flughafen. Das Herz der Fläche sind zwei alte Landebahnen. Eigentlich „ist da nichts“. Trotzdem ist es erstaunlich was passiert, wenn wir uns über die Fläche bewegen. Immer wieder tauchen am Horizont Strukturen auf, die unser Interesse erregen, die es zu entdecken gilt. An jeder Ecke gibt es etwas, was unsere Aufmerksamkeit erregt und wir legen große Strecken zurück um heraus zu finden was dort ist. Unsere Neugierde wird angesprochen, unser „Holz“ darf spielen! Endlich mal eine räumliche Situation, bei der wir uns nicht eingeengt fühlen! Beinahe kindliche Entdecker-Gefühle kommen auf. Eine Teilnehmerin berichtete wie ihr alter Hund das Tempelhofer Feld betritt und wie ein junger Hund herumtollt.

Sobald unser „Holz-Element“ sich ausgespielt hat, bleiben wir stehen und nehmen die riesige Weite wahr. Um uns herum: nur noch der Horizont. Freier Blick soweit das Auge reicht. Und der Himmel! Die Wahrnehmung des Himmels ist wirklich übermächtig. Das ist das Metall Element, das dem Holz den Raum zur Entfaltung bietet, bis es zur Ruhe kommt.

share Kopie.jpg Tempelhofer Feld, Tempelhofer Freiheit, ehemaliger Flughafen Tempelhof

Oft assoziieren wir das Metall-Element mit Enge, Strenge und Autorität. Aber Regeln geben auch Raum! Wenn es klare und verständliche Regeln gibt, wissen wir, woran wir uns halten müssen und können uns entfalten. Es ist wie mit der Schwerkraft und dem Baum: Der Baum kann wachsen wie er will, er wird nie den Himmel berühren. Genauso können wir uns als Menschen auf die „himmlischen“ Natur-Gesetze verlassen. Am Ende jedes Prozesses steht der natürlich Ausgleich.

Unsere unangenehmen Erfahrungen mit dem Metall-Element gehen eher auf die von Menschen erschaffenen Regeln zurück. Zum Beispiel dort, wo wir uns von einer Autoritätsperson ungerecht behandelt fühlen oder von Regeln und Gesetzen eingeengt fühlen. Dort wo unser eigener Rhythmus von „Fremdrythmen“ überlagert, gestört und unterdrückt wird.

Gar keine Regeln sind aber auch nicht gut. Die Idee, dass alle an einer roten Ampel halten sollten, macht den Straßenverkehr um einiges vorhersehbarer! Die direkteste Assoziation zum Verhältnis Metall/Holz ist vielleicht die Erziehung von Kindern. Der Konsens der Therapeuten lautet: „Kinder brauchen klare Grenzen“.

Das Holz (Kinder) sucht ständig nach Grenzen. Bekommt es keine Grenzen gesetzt, ist es schwer für das Holz sich zu orientieren („Laissez-Faire“). Sind die Grenzen zu eng, verkümmert es, weil es zu stark beschnitten wird („Autoritäre Erziehung“). Aber auch der Gärtner, der einen Baum in eine quadratische Form schneidet, tut dem Holz Gewalt an (Die Projektion der elterlichen ungelebten Lebensträume auf das Kind). Er zwingt dem Baum seinen Willen auf. Dabei sollte doch der Gärtner eher den Baum in seinem natürlichen Wachstum unterstützen. Und gerade die zu stark beschnittenen preußischen Bäumchen freuen sich über den weiten Blick am meisten…

Das Metall stellt einen riesigen Raum bereit, der schier keine Grenzen kennt. Das Holz kann sich entfalten bis es erschöpft zur Ruhe kommt und sich mit dem „Himmel“ verbindet. Alle Aggressivität, alle Grübelei löst sich auf.

Was als räumliche Situation für sich gesehen eine sehr einseitige Erfahrung wäre, ist in einer Großstadt wie Berlin ein willkommener Ausgleich. Das Metall verbindet uns wieder mit unseren grundlegenden Werten und sagt uns: „Entspanne Dich, komme zu Dir! Das letzte Hemd hat keine Taschen! Was ist eigentlich wirklich wichtig in Deinem Leben?“

Genau diese Rückbesinnung ist für uns als dauerabgelenkte, überregulierte und überstimulierte Stadtmenschen unglaublich wohltuend. Das Tempelhofer Feld ermöglicht dies durch seine weiten, flachen Horizonte wie keine andere Fläche in Berlin. Jeder Berliner, der sich durch die „Tempelhofer Freiheit“ treiben ließ (sprich: über die Biergärten am Haupteingang hinaus gekommen ist), weiss wovon die Rede ist. Das ist auch der Grund, warum es einen so renitenten Protest gegen die Bebauung der Fläche gibt. Der Nutzen den diese Fläche für den emotionalen Ausgleich und sozialen Frieden der Berliner hat, ist unbezahlbar.

Sobald die Ränder der Fläche bebaut wären, wäre der ganze Zauber dahin. Es scheint als ob die berüchtigte „Berliner Schnauze“ das ganz genau erkannt hat, sie redet von der „Tempelhofer Freiheit“. Bis jetzt haben sich die Berliner (sogar per Volksentscheid) vehement jeder Bebauung widersetzt. Und das ist gut so.

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