Klassiker des Bazi Suanming V

Einleitung

Nayin 纳音, wörtlich „enthaltene Töne“ steht für die Idee, dass die Kombinationen von Himmelsstämmen und Erdzweigen im 60-stelligen Zyklus, einen ganz eigenen „Klang“ in Form der fünf Wandlungsphasen hervorbringen.

Im fünften Teil dieser Serie behandeln wir die Nayin des Wassers. Wie im ersten Teil auch, wird zunächst der chinesische Text übersetzt, wobei sich die Übersetzung so nah wie möglich am Original orientiert. Wegen der oft kryptischen Natur dieses Urtextes folgt jeder Übersetzung ein Kommentar, der auf die Stärke der Nayin eingeht, eventuell fremde Konzepte erklärt und die Logik des Textes untersucht, die nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sein kann.

Im Folgenden werden die chinesischen Namen der Himmelsstamm-Erdzweig-Kombinationen samt der Notation des Sinologen Manfred Kubny genannt.

Die im Anschluss des Textes als Download angehängte Tabelle gibt einen Überblick über die Himmelsstamm- Erdzweig-Kombinationen der Nayin, ihre Wandlungsphasen, Namen und Stärke. Die Skala der Stärke geht hier von 1 (sehr stark) bis 6 (sehr schwach).

Danusch Felix Niakamal B.A. Japanologie & Sinologie, Feng Shui-Berater yifengshui

Die Nayin des Wassers

Bing-Zi 丙子 (+FW+)und Ding-Chou 丁丑 (-FE-)stehen für „Wasser des Bergbachs“, Jianxia Shui 涧 下水.

Zi (W+) steht für die Qi-Phase „kaiserliches Leuchten“ des Yang-Wassers und Chou (E-) für seine „Schwächung“. Leuchtend und doch schwach, ein solches Gewässer kann kein großer Fluss sein, deshalb spricht man vom „Wasser des Bergbachs“.

Kommentar des Übersetzters: Dieses Nayin gilt als das schwächste der Nayin-Wasser. Zwar spricht der Text bloß von der „Schwächung“ des „leuchtenden“ Wassers, doch die Himmelsstämme des Feuers, Bing (+F) und Ding (-F) schwächen das Wasser zusätzlich.

Jia-Shen 甲申 (+HM+) und Yi-You 乙酉 (-HM-) stehen für „Wasser des Quells“, Jing Quan Shui 井泉 水.

Shen (M+) steht für die Qi-Phase „Annäherung an die Bestimmung“ des Yang-Metalls und You (M-) für sein „kaiserliches Leuchten“. Metall leuchtet und nährt das Wasser, doch seine Kraft ist noch nicht groß. Deshalb spricht man vom „Wasser des Quells“.

Kommentar des Übersetzers: „Wasser des Quells“ gilt als das zweitschwächste der Nayin. Obwohl es von einem starken Metall erzeugt wird, „sprudelt“ es noch nicht mit großer Kraft oder in großer Menge hervor. Shen (M+) steht zudem für die Qi-Phase „Wachsen und Gedeihen“ des Yang-Wassers, jedoch laugt das Holz der Himmelsstämme Jia (+H) und Yi (H-) das neu entstehende Wasser schon von Beginn an so sehr aus, dass es nur ein schwacher Quell bleibt.

Ren-Chen 壬辰 (+WE+) und Gui-Si 癸巳 (-WF-) stehen für „ewig fließendes Wasser “, Chang Liu Shui 长流水.

Chen (E+) ist der Speicher des Wassers und Si (F-) steht für die Qi-Phase „Wachsen und Gedeihen“ des Yang-Metalls. Metall nährt Wasser und so wird das gespeicherte Wasser von Si (F-) freigesetzt und seine Quelle erschöpft sich nicht. Deshalb spricht man von „ewig fließendem Wasser“.

Kommentar des Übersetzers: Dieses Nayin gilt als das drittstärkste Nayin-Wasser. Obwohl der Text nur die positiven Aspekte von Si (F-) für das Wasser erwähnt, hindert genau dieser Erdzweig das Nayin daran, stärker zu werden. Si (F-) steht für die Qi-Phase „Auflösung“ des Yang-Wassers, somit fließt das Wasser zwar ewig aus der Quelle, bleibt aufgrund ihrer „Beschaffenheit“ aber nur mittelmäßig stark.

Bing-Wu 丙午 (+FF+) und Ding-Wei 丁未 (-FE2-) stehen für „Wasser der Milchstraße“, Tianhe Shui 天河水.

Bing (+F) und Ding (-F) besitzen die Wandlungsphase Feuer und Wu (F+) steht für die Qi-Phase „kaiserliches Leuchten“ des Feuers, doch es enthält auch den Klang des Wassers. Wasser, das aus Feuer entstammt, das kann es an keinem anderen Ort, als in der Milchstraße geben. Deshalb spricht man vom „Wasser der Milchstraße“.

Kommentar des Übersetzers: „Wasser der Milchstraße“ ist das zweitstärkste der Nayin-Wasser. Was wir auf Deutsch als Milchstraße kennen, wird auf Chinesisch als Tianhe 天河, wörtlich Himmelsfluss, oder Yinhe 银河, wörtlich Silberfluss, bezeichnet.
Obwohl dieses Nayin ein Übermaß an Feuer erfährt, liegt in ihm der „Klang des Wassers“ (siehe Kommentar zum dritten Nayin-Feuer, „Feuer des Blitzes“, Pili Huo 霹靂火). Somit entsteht aus diesem starken Feuer ein starkes Wasser.

Jia-Yin 甲寅 (+HH+) und Yi-Mao 乙卯 (-HH-) stehen für „Wasser des Flusses“, Da Xi Shui 大溪水.

Yin(H+) liegt im Nordosten und Mao (H-) im Osten. Das Wasser fließt nach Osten und alle Flüsse, Bergbäche und Kanäle kehren zu diesem Fluss zurück und vereinigen sich mit ihm. Deshalb spricht man vom „Wasser des Flusses“.

Kommentar des Übersetzers: Dieses Nayin ist das drittschwächste der Nayin-Wasser. Starkes Holz mit der Qi-Phase „kaiserliches Leuchten“ laugt die Kraft des Wassers aus, das durch Mao (H-) zumindest von der Qi-Phase „Wachsen und Gedeihen“ für das Yin-Wasser profitiert.
Die Bedeutung des Ostens bezieht sich möglicherweise auf den Fluss Jangtsekiang, chinesisch Chang Jiang 长江, wörtlich „der lange Fluss“. Als längster Fluss Chinas mündet er im Osten des Landes bei Shanghai in das Ostchinesische Meer.
Das „Wasser des Flusses“ kann metaphorisch als fernes Gewässer verstanden werden, in das alle Flüsse irgendwann münden, um letztlich ins Meer zu fließen.

Ren-Xu 壬戌 (+WE2+) und Gui-Hai 癸亥 (-WW-) stehen für „Wasser des Ozeans“, Dahai Shui 大海 水.

Xu (E2+) steht für die Qi-Phase „Mütze und Gürtel" des Yang-Wassers und Hai (H-) für seine „Annäherung an die Bestimmung“. In Hai (W-) ist das Wasser besonders stark und Hai (W-) wird als Fluss angesehen, doch dieses Wasser ist nicht vergleichbar mit dem Wasser eines Flusses. Deshalb spricht man vom „Wasser des Ozeans“.

Kommentar des Übersetzers: „Wasser des Ozeans“ ist das stärkste der Nayin-Wasser. Es besteht sowohl aus starken Qi-Phasen, als auch aus den beiden Himmelsstämmen des Wassers, Ren (+W) und Gui (-W). Von den zwei Wasser-Erdzweigen Zi (W+) und Hai (W-) kann Hai als der schwächere angesehen werden, deshalb betont der Text die Stärke dieses Nayin, die über die übliche Kraft von Hai hinausgeht.