Klassiker des Bazi Suanming III

Einleitung

Nayin 纳音, wörtlich „enthaltene Töne“ steht für die Idee, dass die Kombinationen von Himmelsstämmen und Erdzweigen im 60-stelligen Zyklus, einen ganz eigenen „Klang“ in Form der fünf Wandlungsphasen hervorbringen.

Im dritten Teil dieser Serie behandeln wir die Nayin des Holzes. Wie im ersten Teil auch, wird zunächst der chinesische Text übersetzt, wobei sich die Übersetzung so nah wie möglich am Original orientiert. Wegen der oft kryptischen Natur dieses Urtextes folgt jeder Übersetzung ein Kommentar, der auf die Stärke der Nayin eingeht, eventuell fremde Konzepte erklärt und die Logik des Textes untersucht, die nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sein kann.

Im Folgenden werden die chinesischen Namen der Himmelsstamm-Erdzweig-Kombinationen samt der Notation des Sinologen Manfred Kubny genannt.

Die im Anschluss des Textes als Download angehängte Tabelle gibt einen Überblick über die Himmelsstamm- Erdzweig-Kombinationen der Nayin, ihre Wandlungsphasen, Namen und Stärke. Die Skala der Stärke geht hier von 1 (sehr stark) bis 6 (sehr schwach).

Danusch Felix Niakamal B.A. Japanologie & Sinologie, Feng Shui-Berater yifengshui

Die Nayin des Holzes

Wu-Chen 戊辰 (+EE+) und Ji-Si 己巳 (-EF-) stehen für „Holz des Waldes“, Dalin Mu 大林木.

Chen (E+) steht für das flache Land und Si (F-) besitzt die Qi-Zahl Yang-6. Wenn Holz auf dieses fruchtbare, flache Land trifft, wird es wachsen und gedeihen und prächtige Zweige und Blätter hervorbringen. Deshalb spricht man vom „Holz des Waldes“.

Kommentar des Übersetzers: Dieses Nayin gilt als das zweitstärkste der Nayin-Hölzer. Für eine Erklärung zur Qi-Zahl des Erdzweigs, siehe Kommentar des ersten Feuer-Nayin „Feuer im Ofen“, Lu Zhong Huo 炉中火.

Si (F-) geht eine „paarige Verbindung“ mit Shen (M+) ein und erzeugt Wasser. Dazu liegen die Erdzweige Chen (E+) und Si (F-) in der Himmelsrichtung Südosten, im Abschnitt des
Holz-Trigramms Xun, daher sorgt diese Konstellation für die Fruchtbarkeit des Holzes.

Ren-Wu 壬午 (+WF+) und Gui-Wei 癸未 (-WE2-) stehen für „Holz des Weidenbaums“, Yangliu Mu 杨柳木.

Wu (F+) steht für die Qi-Phase „Tod“ des Yang-Holzes und Wei (E2-) für sein „Grab“. Das Holz ist bereits „tot“ und im „Grab“ und obwohl es von den Himmelsstämmen des Wassers, Ren (+W) und Gui (-W) genährt wird, ist das Holz hier schwach und zart. Deshalb spricht man vom „Holz des Weidenbaums“.

Kommentar des Übersetzers: „Holz des Weidenbaums“ gilt als das drittstärkste der Nayin-Hölzer. Es wird von den Himmelsstämmen des Wassers, Ren (+W) und Gui (-W) genährt und kann sich noch eine mittlere Stärke bewahren.

Geng-Yin 庚寅 (+MH+) und Xin-Mao 辛卯 (-MH-) stehen für „Holz der Kiefer und Zypresse“, Song Bai Mu 松柏木.

Yin (H+) steht für die Qi-Phase „kaiserliches Leuchten“ des Yang-Holzes und Mao (H-) für „Annäherung an die Bestimmung“.

Selbst das eigentlich weiche Yin-Holz des Erdzweigs Mao (H-) ist hier leuchtend und stark, somit kann es nicht als zart und weich gelten. Deshalb spricht man vom „Holz der Kiefer und Zypresse“.

Kommentar des Übersetzers: Dieses Nayin gilt als das stärkste der Nayin-Hölzer. Das Holz (als Material) der Kiefer und Zypresse ist eher weich, wieso wurden dann diese beiden Bäume als Bild für dieses offensichtlich starke Nayin-Holz gewählt? Eventuell bezieht sich die Stärke auf die immergrüne Qualität dieser Bäume, die auch im Winter standhaft, stark und grün bleiben.

Wu-Xu 戊戌 (+EE2+) und Ji-Hai 己亥 (EW-) stehen für „Holz der Ebene“, Pingdi Mu 平地木.

Xu (E2+) steht für das flache Land und Hai (W-) steht für die Qi-Phase „Wachsen und Gedeihen“ des Yang- Holzes. Das Holz, das auf diesem flachen Land wächst, ist nicht vergleichbar mit einem fest verwurzelten Baum, deshalb spricht man vom „Holz der Ebene“.

Kommentar des Übersetzers: „Holz der Ebene“ gilt als das schwächste der Nayin-Hölzer. Die Erdzweige Xu (E2+) und Hai (W-) liegen in der Himmelsrichtung Nordwesten, im Abschnitt des Metall- Trigramms Qian.

Obwohl die Situation auf den ersten Blick sehr günstig erscheint und dem „Holz des Waldes“ ähnelt, reichen die positiven Einflüsse dieser Konstellation nur für das Wachstum kleiner Sträucher und Gräser, die mit „Holz der Ebene“ gemeint sind. Deshalb ist es ein äußerst schwaches Holz, das keine Wurzeln schlagen und keinen starken Stamm ausbilden kann.

Ren-Zi 壬子 (+WW+) und Gui-Chou 癸丑 (-WE-) stehen für „Holz des Maulbeerbaums“, Sangzhe Mu 桑柘木.

Zi (W+) besitzt die Wandlungsphase Wasser und Chou (E-) die Wandlungsphase Metall. Sobald dieses Wasser das Holz nährt und es zu wachsen beginnt, wird es vom Metall gefällt, als ob der Mensch ganz unbedacht die Seidenraupen auf den Maulbeerbaum setzt, während dieser gerade erst beginnt zu wachsen. Deshalb spricht man vom „Holz des Maulbeerbaums“.

Kommentar des Übersetzers: Dieses Nayin gilt als das drittschwächste der Nayin-Hölzer. Zi (W+) ist Teil der Sanhe-Verbindung des Wassers und Chou (E-) der Verbindung des Metalls. Chou (E-) selbst besitzt nicht die Wandlungsphase Metall, sondern Erde.

Der Text dieses Nayin bezieht sich aber offensichtlich auf die Sanhe-Verbindung. Seidenraupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaums. Werden sie zu früh auf die noch junge Pflanze gesetzt, werden ihre wenigen Blätter in Windeseile abgefressen und sie geht ein. Wahrscheinlich können sich die Raupen dann auch nicht weit genug entwickeln und spinnen keinen Kokon, dessen Seide geerntet werden kann.

Geng-Shen 庚申 (+MM+) und Xin-You 辛酉 (-MM-) stehen für „Holz des Granatapfelbaums“, Shiliu Mu 石榴木. Shen (M+) steht für den siebten Monat und You (M-) für den achten Monat. Zu dieser Zeit und Qi-Phase befindet sich das Holz in „Auflösung“. Allein der Granatapfelbaum trägt zu dieser Zeit Früchte, deshalb spricht man vom „Holz des Granatapfelbaums“.

Kommentar des Übersetzers: „Holz des Granatapfelbaums“ ist das zweitschwächste der Nayin- Hölzer.

Der nächste Artikel wird die NaYin der Erde behandeln.